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Lena Holzer

A Shadow in the Shape of a House

A Shadow in the Shape of a House (2021–laufend) ist das visuelle und textliche Ergebnis eines dreiwöchigen Selbstexperiments, das ich in völliger Isolation in dem unbewohnten Haus direkt gegenüber dem Haus meiner Kindheit verbracht habe. Abgeschirmt von jeglicher Ablenkung durch Menschen oder Medien begann ich, hinter zwei verschiedene Fassaden zu blicken: die architektonische des Hauses, das ich viele Jahre lang vor Augen hatte, während ich in einer kleinen Stadt in den Tiroler Bergen aufwuchs, und meine eigene soziale Fassade als Person, die unbewusst durch kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse geformt wurde und sich ständig weiterentwickelt, umso drastischer, seit ich im Ausland lebe.
Als eigenartige und zurückgezogene Nachbarin meiner eigenen Familie erforschte ich die Geschichte dieses besonderen Hauses anhand der Spuren, die seine früheren Bewohner hinterlassen haben, sowie neue persönliche Vorstellungen und Wünsche, die sich aus einem Zustand der Autonomie und einer ungewohnten Perspektive auf einen vertrauten Kontext ergeben.
Das Hauptwerk ist eine Sammlung von Fotografien und Texten – fragmentarische Reflexionen über die Gründe und Erkenntnisse dieser Erfahrung.
Bei der ersten Präsentation als Installation einer Serie von 121 Briefkarten, von denen jede auf der Vorderseite ein Bild und auf der Rückseite einen Text enthält, lud ich mein Publikum ein, eine einzelne Karte auszuwählen, die sie dann an ihr zukünftiges Ich richten sollten. In einem Raum, der einer Wahlkabine ähnelte, konnten sich die Leute einen einsamen Moment der Kontemplation nehmen, um eine persönliche Notiz an sich selbst zu schreiben. Ich sammelte diese Briefe und versprach, sie ein Jahr nach dem Verfassen zu veröffentlichen. Dadurch, dass einige Personen ihre Briefe absichtlich unverschlossen ließen und mir so erlaubten, sie zu lesen und zu beantworten, hat A Shadow in the Shape of a House ein zweites Kapitel gewonnen; diese Akte und Dokumente der Korrespondenz zwischen Einzelpersonen und mir führen die Korrelationen von öffentlich und privat, versteckt und gezeigt, und innen und außen fort, die auch Kernkonzepte in der ursprünglichen Arbeit bilden.
Derzeit überlege ich, wie ich dieses Projekt in eine Publikation überführen kann, was ich auch gemeinsam mit der Community des FOTOHOFs reflektieren möchte.

Biographie

Lena Holzer ist eine zwischen den Niederlanden und Österreich lebende Designerin und Künstlerin. Durch Sprache, Fotografien und Installationen untersucht sie die komplexen Beziehungen zwischen sozialen Konstruktionen und dem Individuum. Ihre Arbeit dreht sich um Themen wie Intimität, Subjektivität, Sinnlichkeit und Unbehagen. Sie absolvierte die Fakultät für Design und Kunst an der Freien Universität Bozen und den MA Photography & Society an der Königlichen Kunstakademie in Den Haag, wo sie als Tutorin und Moderatorin arbeitet.

lenaholzer.com