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Vladimir Unkovic

Are you now or have you ever been

Die Arbeit »Are you now or have you ever been« befasst sich mit den Aktivitäten des sogenannten »House Un-American Activities Committee« und der Verfolgung vermeintlicher Kommunisten innerhalb der Filmindustrie Hollywoods nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs befürchtete die Regierung der USA eine Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft durch Anhänger des deutschen Nationalsozialismus und europäischer Kommunisten. 1937 wurde ein Ausschuss namens »House Un-American Activities Committee« (HUAC) gegründet, um die vermutete Bedrohung zu untersuchen. Das Komitee hatte den Auftrag, Auskünfte darüber einzuholen, wie ausländische subversive Propaganda in die USA kam und durch wen sie Verbreitung fand. Der Ausschuss griff hart gegen Mitglieder der Bürgerrechtsbewegungen und Gewerkschafter durch, die im Verdacht standen, Kommunisten zu sein. Auch deutsche politische Flüchtlinge wie Thomas Mann und Bertolt Brecht wurden vorgeladen und vom Komitee über ihre mutmaßlichen antiamerikanischen Verbindungen verhört. Am Ende der 1940er-Jahre richtete das Komitee seine Aufmerksamkeit auf die vermutete kommunistische Propaganda aus den Reihen der Hollywood-Studios.
Umfangreiche Recherchen in Archiven und Institutionen sowie die Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen sind für meine künstlerische Arbeitsweise von großer Bedeutung. Für die Arbeit »Are you now or have you ever been« begab ich mich 2018 und 2019 auf zwei Recherchereisen nach Los Angeles in lokale Archive und Institutionen in Kalifornien. Dabei wurden Orte, die im Zuge der Anhörungen des »HUAC« von Bedeutung waren, von mir aufgesucht und dokumentiert. Hierzu zählen ehemalige Standorte der Filmproduktionsfirmen, Regierungsgebäude oder Orte, die unmittelbar mit den Ereignissen in Verbindung standen, wie zum Beispiel das Haus von Bertolt Brecht in Santa Monica. Einen weiteren Teil der Arbeit bilden die arrangierten Stillleben, die Gegenstände zeigen, die im Zusammenhang mit den Vorgängen und Geschehnissen rund um die Verhöre konnotiert sind. Als zentrales Element der Arbeit dient ein Tableau, das mehrere Ausgaben zeitgenössischer Publikationen aus den 1940er und 1950er-Jahren zeigt und dem Betrachter Einblicke in die propagandistische Medienberichterstattung der damaligen Zeit gibt. Die Präsentation der Arbeit im Januar 2020 in der Villa Merkel in Esslingen am Neckar beinhaltete zusätzlich eine Audioinstallation, die Ausschnitte aus Bertolt Brechts Anhörung vor dem Ermittlungsausschuss in Schleife abspielte und somit das ausgestellte Fotomaterial weiter kontextualisierte. Zuletzt wurden Teile der Arbeit im Zuge des Kunstpreis »junger westen 21« in der Kunsthalle Recklinghausen vorgestellt.

Biographie

Vladimir Unkovic (*1988) ist ein bildender Künstler, der in den Sparten der Fotografie und der recherchebasierten Kunst tätig ist. In seiner Arbeit befasst er sich mit der künstlerischen und konzeptionellen Auseinandersetzung mit historischen, politischen und gesellschaftlich relevanten Ereignissen, intensiven Recherchen zu den einzelnen Themen vor Ort und der Entwicklung unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksformen im Bereich der Dokumentarfotografie. In seinen Arbeiten befasst er sich mit historischen Ereignissen, die Teile des kollektiven Gedächtnisses prägen und hinterfragt diese auf einer bildnerischen Ebene. Die von ihm thematisierten Vorkommnisse liegen zwar in der Vergangenheit, verbüßen aber dennoch keineswegs an gesellschaftlicher oder politischer Aktualität. Besonders politische Ereignisse und die Auseinandersetzung mit politischen Machtmissbrauch in den USA haben sein Interesse geweckt, was in den letzten Jahren zu mehreren Aufenthalten in Südkalifornien führte. 2020 schloss er sein Studium als Meisterschüler von Prof. Ricarda Roggan an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ab. Im Vorfeld schloss er 2016 den Master of Arts-Studiengang »Photography Studies and Practice« an der Folkwang Universität der Künste in Essen mit Auszeichnung ab. Derzeit lebt und arbeitet er in Essen.

vladimirunkovic.de