Lilla Szász
Mornings, afternoons, evenings, 2018–2023
Im Mittelpunkt dieser Serie steht meine an Alzheimer erkrankte Großmutter, die von ihren Töchtern am Land gepflegt wird. Obwohl sie nie auf den Fotos zu sehen ist, wollte ich die Geschichten und Prozesse ihrer täglichen Pflege anhand von Medikamenten, medizinischen Geräten, Listen und anderen Alltagsgegenständen festhalten. Diese »Pflegeobjekte« schaffen Stillleben, die sowohl die Pfleger:innen als auch die zu pflegende Person widerspiegeln, ohne ihre Krankheit in ein Spektakel zu verwandeln. Meine Familie sammelte und organisierte diese Gegenstände für die Fotos. Während einige Bilder eindeutig inszeniert sind, fügen sich andere subtil in die alltägliche Umgebung ein und verleihen ihr ein Gefühl der Zeitlosigkeit. Die Serie veranschaulicht den sich wiederholenden und monotonen Charakter der Pflege sowie die damit verbundenen Gefühle von Verzweiflung und Scham. Ein Schlüsselfoto zeigt das Notizbuch meiner Großmutter, in dem sie täglich ihre Blutdruckwerte notiert, was den rituellen Charakter der Pflege unterstreicht und auf das unvermeidliche Ende dieser Routine hinweist.
Biografie
Lilla Szász (1977, Budapest, HU) lebt und arbeitet in Budapest. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt und veröffentlicht, kürzlich bei »Photo Espana« und »Aqui Estamos (Here we are)« mit Richard Avedon, Richard Billingham und Paz Errazuriz. In ihren sozial inspirierten Werken konzentriert sie sich auf Geschichten menschlicher Verletzlichkeit und beschäftigt sich mit Themen wie Immigration, Identität und Geschlecht. Ihre Praxis ist in der Dokumentarfotografie verwurzelt.