Dasha Karetnikova
Motherland hears, Motherland knows, 2019–2023
Dieses Projekt besteht aus Fotografien, die während der Reisen entstanden sind, die ich zusammen mit meinem Vater an die Orte unternommen habe, an denen er während und nach seiner Inhaftierung gelebt hat (Kasachstan, Georgien, Russland), sowie aus Archivbildern und Dokumenten.
Gulag war ein Zwangsarbeitslagersystem in der UdSSR, die während Stalins Herrschaft seinen Höhepunkt erreichte. Mein Vater, 85 Jahre alt, wurde in ALZhIR (dem Akmolinsker Lager für Ehefrauen von Vaterlandsverrätern) in Nordkasachstan geboren.
Meine Großmutter wurde, als sie schwanger war, in Moskau verhaftet und für 8 Jahre in dieses Lager geschickt. Alle Kinder der Häftlinge lebten getrennt von ihren Müttern, mit Stacheldraht zwischen ihnen. Mein Vater sah seine Mutter zum ersten Mal im Alter von 8 Jahren, als sie befreit wurden. Bis zu Stalins Tod wurden ihnen Bürger:innenrechte vorenthalten.
Biografie
Dasha Karetnikova (*1996, Moskau, RU) lebt und arbeitet zur Zeit in Belgrad. Sie beendet den Bachelorabschluss in Fotojournalismus an der Moskauer Lomonossow-Universität und das Erasmus-Programm an der IHECS in Brüssel (Fotoklasse Brigitte Grignet). Anschließend absolviert sie die Rodtschenko Kunstschule (Igor Moukhin, Margo Ovcharenko). Ihre Arbeiten werden in Novaya Gazeta, Strelka Mag und Greenpeace Russland veröffentlicht, auf Einzel- und Gruppausstellungen gezeigt (Tokio, Kiyosato, Brüssel, Moskau, St. Petersburg), haben Preise (KOLGA, YP KMoPA und Junge Fotografen Russlands) gewonnen und wurden für den »Leica Oskar Barnack Award« (Newcomer) und »Visa pour l’Image« (Canon student programme) nominiert. Sie unterrichtet Fotografie an der Moskauer Internationalen Filmschule bis sie im Jahre 2022 Russland verlässt.