Ronja Falkenbach
Raver, 2023–ongoing
Als ich aufgehört habe Alkohol zu trinken, bin ich auch nicht mehr tanzen gegangen. Zumindest nicht mehr so, wie ich es gewohnt war: betrunken und bis in den Morgen! 2018 war ich für ein Semester in Südkorea und habe dort als Teil der Szene in Clubs fotografiert. Etwas, das in Berlin unvorstellbar ist. Um meinen Perspektivenwechsel von drinnen nach draußen, von rauschig zu nüchtern, zu untermalen, ging ich mit einer analogen Pentax 645 Mittelformatkamera, abgelaufenen Farbfilmen und einem mobilen Studio los und fing an, die Frauen und Männer am Ausgang der Berliner Clubs sonntagmorgens zu porträtieren. Die Wahl der analogen Technik verlieh den Begegnungen eine besondere Ruhe, während der weiße oder schwarze Hintergrund half, den Fokus auf die Persönlichkeit zu lenken. Beim Ansprechen meiner Protagonist:innen wusste ich, wie sie sich fühlen. Ich kenne den emotionalen Zustand völliger Erschöpfung und den Übergangsmoment vom Ende einer Nacht zum neuen Tag. In meiner Motivauswahl suche ich nach Spuren, die die Persönlichkeit hervorheben, wie z.B. einem Tattoo mit dem Schriftzug »I’m sorry Mom« oder einem in der Nacht entstandenen Knutschfleck am Hals.
Biografie
Ronja Falkenbach (*1989, Neuwied, DE) studiert an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem und der Chung-Ang University in Seoul und schließt 2021 ihr Studium an der Fachhochschule Bielefeld mit einem BA in Fotografie & Medien ab. Falkenbach nimmt an mehreren Residencies teil, unter anderem in Arles (Magnum) und bei den Lausitzer Fototagen. Ihre Werke werden u.a. im Benaki Museum (GR), im CICA Museum (KR) und der AFF Galerie (DE) gezeigt. Sie veröffentlich in den Magazinen ZEIT-Campus und Musikexpress und die Serie »Raver« wird für den »August-Sander-Preis« nominiert. Beeinflusst von diversen Kulturen und Lebensrealitäten, beschäftigt sie sich mit Subkulturen, Identitätsfragen und gesellschaftlichen Zusammenhängen.